Earthbound
Dieser Song hieß eigentlich immer Approaching Ground. Dann habe ich beim Schneiden des Videos aus Versehen “Earthbound” als Text-Overlay eingebaut. Also heißt er ab jetzt Earthbound.
Das Kann's Nicht Sein
Dieser Song ist auch schon ein paar Jahre alt. Er ist insofern eine Ausnahme, als er ursprünglich nicht für FAWM geschrieben wurde. Der Text geht so:
Das Kann’s Nicht Sein
Da ist so ein Stechen in meiner Brust
Was das sein soll, hätt’ ich gern’ gewusst
Ist es Bronchitis? Arteriosklerose?
Ich brauche dringend ‘ne Diagnose
UUUHUU
Wenn ich nicht an Dich denke, dann geht es fort
UUUHUUU
Ich kann’s nicht glauben, nein, das kann’s nicht sein
Da ist so ein Ziehen in meinem Bauch
Wenn das Stechen da ist, ja, dann zieht es auch
Vielleicht liegt’s ja an meinem Lebensstil
Ich trinke nicht selten, und ich rauche viel
UUUHUU
Wenn ich nicht an Dich denke, dann geht es fort
UUUHUUU
Ich kann’s nicht glauben, nein, das darf’s nicht sein
Ich weiß überhaupt nicht, was soll das bedeuten?
Es ist doch schon lange vorbei
Du willst nichts davon hören, ich will es nicht fühlen
Es ist sowas von aus mit uns zwei
Das ist nur ein Staubkorn in meinem Auge
Das nervt, doch das bringt mich nicht um
Mit dem Stechen und Zieh’n ist’s hoffentlich genauso
Das tut jetzt noch weh, doch auch das geht ‘rum
PS: Danke an Daniel für’s Aufnehmen und für den grandiosen Hut
Ingredients
Seit 10 Jahren nehme ich jeden Februar an einem Online-Challenge namens “February Album Writing Month”, kurz FAWM teil. Die Aufgabe besteht darin, innerhalb eines Monats 14 komplette Stücke Musik zu komponieren und aufzunehmen. Da hat sich über die Jahre einiges angesammelt. Ich habe mir vorgenommen, eine Auswahl der Songs, die ich für FAWM geschrieben habe, live und ohne technischen Schnickschnack aufzunehmen.
Dies ist der erste, und es werden hoffentlich viele weitere folgen.
Von Rockstars, Enden und Anfängen
Es ist wohl nur ein trauriger Zufall. Einen Tag bevor dieser Blog, in dem ich in erster Linie meine Musik vorstellen möchte, online gehen sollte, ist eines der Idole meiner Jugend, Chris Cornell, gestorben. In Detroit, der Stadt, wo vor drei Wochen meine Nichte geboren wurde. Aber Zufall ist langweilig und sinnlos. Und was wir alle suchen ist Sinn. Darum werde ich versuchen, ein bisschen Sinn zu konstruieren. Und darum sind diese Gedanken Chris und Charlotte gewidmet.
Jugendträume
Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich Chris Cornell zum ersten Mal sah und hörte. Es war zur Zeit meines Zivildienstes. Mit meiner Aufgabe, einen doppelt beinamputierten Schlaganfallpatienten, der überdies nicht sprechen konnte, allein zu pflegen und zu betreuen, war ich hoffnungslos überfordert. Abgesehen davon, dass ich nicht wirklich wusste, was ich tun sollte, passten die Krankheit und das Leiden, deren Zeuge ich wurde, so überhaupt nicht zu meinen Träumen von Freiheit und Abenteuer, die ich, nachdem ich die Schulzeit abgesessen hatte, jetzt endlich verwirklichen wollte. Ich wollte Rockstar werden. Was machte ich hier?
Während einem der wenigen ruhigeren Momente schaltete ich den Fernseher an und blieb beim Zappen auf MTV hängen. Was ich hörte war Krach. Ein markerschütternder und aufpeitschender Krach, der nach einer Minute zuerst in ein dunkel-treibendes Riff und dann in einen Rausch von einem Song mündete, mit einer Stimme, die extremer war, als als alle Stimmen, die ich bis dahin gehört hatte.
Damals hatte ich noch keine Ambitionen als Sänger, sondern übte pausenlos Gitarre, um meine Rockstarambitionen als Instrumentalist verwirklichen zu können. Hauptsächlich war es der chronische Mangel an akzeptabel singenden Mitmusikern, der mich in den frühen 90ern dazu brachte, es auch einmal mit der Stimme als Instrument zu versuchen. Das erforderte Mut. Wenn Du singst, kannst Du es nicht vermeiden, einen Teil Deines Innersten zu offenbaren. Damit habe ich selbst heute noch Probleme. Damals waren meine Schüchternheit und Unsicherheit fast unüberwindbar.
Dass ich damals Bands wie Nirvana und Red Hot Chili Peppers entdeckte, war ein Glück. Diese Bands hatten völlig unvirtuose Sänger, und so war es selbst mir möglich, die Songs zu singen und dabei nicht wie ein Vollidiot rüberzukommen (naja, vielleicht ist Letzteres nur Einbildung).
Cornell spielte in einer anderen Liga. Er und später Jeff Buckley waren Sänger, deren Songs ich rauf- und runtergecovered hätte, wäre meine Stimme nur dazu in der Lage gewesen. Was hätte ich damals dafür gegeben, einem Publikum einen Song wie Jesus Christ Pose vor den Latz knallen zu können, ihm eine Packung purer Magie zu verabreichen, wie es nur Leute können, deren Ausdrucksmöglichkeiten nicht von mangelnder Technik gehemmt werden. Was Steve Vai auf der Gitarre für mich war, war Chris Cornell als Sänger: einer, für den sein Instrument nicht Fitnessstudio oder Kampfzone, sondern ein Spielplatz war.
Das Ende der Rockstars
Mit der Musik Chris Cornells verbinde ich noch viele andere persönliche Erinnerungen. Aber seitdem ich von seinem Tod las, sind auch allgemeinere Gedanken aufgetaucht.
Als vor einige Jahren die Online-Musikdistribution zum Mainstream wurde und die meisten Menschen - mich eingeschlossen - aufhörten CDs zu kaufen, läutete das das Ende des Musik-Albums als Format ein. Ich war damals vermutlich nicht der einzige, dem die Idee kam: wenn sich fast niemand mehr Alben kauft, gibt es für die großen Labels keinen Grund mehr, in die Karrieren von Musikern zu investieren. Songs gibt es wie Sand am Meer und gutaussehende Menschen, die singen können, lassen sich auch immer finden. Ein gutes Album zu produzieren ist hingegen aufwändig. Musiker müssen einige Jahre reifen, bevor sie Musik schreiben, die relevant ist. Und Labels brauchen einen finanziellen Anreiz, um Musiker über Jahre hinweg weltweit zu promoten. Dieser Anreiz ist weg. Ergo: es wird bald keine Rockstars mehr geben.
Heute Nachmittag scheint es mir so, als ob dieser Prozess geradezu unnatürlich schnell vonstatten gehen würde. Das letzte Jahr hat beinahe die halbe Rock ‘n’ Roll Hall of Fame hinweggerafft, und seit gestern gibt es einen weiteren Rockstar weniger. Getreu dem alten Klischee von den am hellsten strahlenden Lichtern, die am frühsten ausbrennen, scheint es der Rock eiliger damit zu haben als der Jazz, eine historische Musik zu werden.
Was kommt danach?
Die Ära der Rockstars hat uns viel großartige Musik beschert. Und doch basierte sie auf einem irgendwie ungesunden System der Umwandlung von Jugendträumen in Konzernprofite. Das Internet hat dieses System zerstört und uns ein neues, besseres System versprochen, in dem Musiker und Publikum ohne den Umweg über mächtige Gatekeeper zueinander finden können. Heute scheint es, als ob das Internet als kommerzielle Plattform eine Maschine der Machtkonzentration geworden ist. Bandcamp, Soundcloud und Co sind ok, aber “so richtig” wird Musik fast nur noch über Spotify, Amazon und Apple verkauft. Dort haben Algorithmen die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu steuern. Und die Algorithmen dienen NICHT der Musik. Sie dienen dem Verkauf.
Und dennoch gibt es auch heute sehr viel gute Musik. Sie wird von Menschen gemacht, die zum Teil eine riesige Menge Arbeit investieren, um irgendwie davon leben zu können. Genauso wie zu allen Zeiten. Das Versprechen von Ruhm und ausverkauften weltweiten Tourneen jedoch verblasst.
Gestern ist Chris Cornell viel zu früh gestorben. Thanks, Chris, for bleeding your heart out in your music. An alle anderen, und an Charlotte, die ganz neu hier ist: Lasst uns zusammen Musik machen. Die Welt braucht das heute vielleicht mehr als je zuvor.