***

Ron Sexsmith im Knust


Veröffentlicht am 06.06.2017, ungefähr 400 Wörter, zum Lesen benötigte Lebenszeit ca. 2 Minute(n).
Tags: #konzert #musik

Ron Sexsmith im Knust

Vor ein paar Jahren meinte eimal jemand zu mir, meine Stimme würde sie an einen gewissen Ron Sexsmith erinnern. Von dem erwähnten Sänger hatte ich bis dato noch nichts gehört, aber natürlich gugelte ich sofort seinen Namen. Das erste Lied, das ich hörte, war, glaube ich, Cheap Hotel. Es ist nicht so einfach, mich mit melancholischem Singer-Songwriter-Kram zu begeistern, aber in diesen zweieinhalb Minuten war so viel Seele, und die Akustikgitarre unter dem Orgelteppich klang so gut, dass ich seitdem nicht mehr aufgehört habe, Rons Songs zu hören.

Anspieltipps, falls Ihr noch nichts von Ron gehört habt: Whatever It Takes (in einer gerechten Welt wäre das ein Riesenhit gewesen), das eingangs erwähnte Cheap Hotel, und Hey, That’s No Way To Say Goodbye (die wie ich finde beste Version des alten Cohen Klassikers).

Gestern erfuhr ich zufällig, dass der Meister am selben Abend in Hamburg Station machen würde und wenige Stunden später stand er dann zusammen mit seiner Band auf der Bühne des zu etwa dreiviertel gefüllten Knust. Und ich davor. Ich sollte noch erwähnen, dass Sexsmiths (bitte fünf Mal hintereinander schnell aufsagen!) ebenso talentierte wie sympathische Landsfrau Lori Cullen als Supporting Act einen sehr guten Eindruck machte.

In einem parallelen Universum, in dem die Geeks die Medien beherrschen, wäre Ron Sexsmith ein Superstar. Im dunklen Anzug mit kuriosem Uhrenmotiv und Taylor Akustikgitarre wirkt er auf mich ein wenig wie ein etwas introvertierter, zerknautschter Elvis. Seine Songs sind meistens ein kleines bisschen zu ausgefeilt, um sofort ins Ohr zu gehen, seine “Rockmoves” zu ironisch und seine Ansagen manchmal doch zu sarkastisch, um ihn in dieser Welt zu einem Liebling der Massen zu machen. Kurz gesagt, alles genau nach meinem Geschmack. Denn vor allem ist glasklar zu erkennen, dass Ron Sexsmith ein Profi ersten Ranges ist. Spielerisch leicht vermischen er und die Band Country- und Americana-Klänge mit kurzen klassischen Rock ‘n’ Roll Einwürfen. Immer wieder zieht sich die Band für einen oder zwei(einhalb) Songs hinter die Bühne zurück, und Ron zeigt mir und all den anderen Solo-Sänger-Gitarristen, wie sowas richtig geht. Der Mann beherrscht sein Instrument, dass es eine reine Freude ist, ihm allein beim Gitarrespielen zuzusehen. Dass er dazu noch eine einzigartige Stimme besitzt und grandiose Songs schreibt, machte diesen heißen Sommerabend zu einem inspirierenden Erlebnis. Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal so gut werden wie Ron Sexsmith!

***